Berufe bei der Bahn: Der Fahrdienstleiter

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.
Stand: August 2018

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Der Traumberuf schlechthin bei der Bahn und für viele Menschen gar der einzige Beruf, den sie mit der Bahn in Verbindung bringen, ist der Job des Lokführers. Doch wohin fährt der Lokführer seinen Zug eigentlich? Die Entscheidung, wohin die Reise geht, obliegt nicht dem Mann auf der Lok, sondern dem Fahrdienstleiter, der die Weichen stellt und damit die Richtung vorgibt - ob nun in ein bestimmtes Bahnhofsgleis oder raus auf eine bestimmte Strecke. Diesen interessanten, verantwortungsvollen und abwechslungsreichen Beruf wollen wir uns mal näher anschauen...

Die Kapitel:

  1. Was macht er genau, der Fahrdienstleiter?
  2. Wie macht er das: Weichen und Signale stellen?
  3. Wann macht er das - Wie sind die Arbeitszeiten?
  4. Warum tut er das? - Wieviel verdient er denn?
  5. Wer darf das? - Und wie kommt man da hin?

1. Was macht er genau, der Fahrdienstleiter?

Der Fahrdienstleiter sorgt für die sichere und pünktliche Durchführung aller Fahrten in seinem Zuständigkeitsbereich. Sicherheit geht allem anderen vor - immerhin kann es sein, dass die Züge mit 200 oder mehr km/h durch seinen Zuständigkeitsbereich brausen. Schnell anhalten kann ein Zug nicht - da muss schon jede Weiche richtig liegen. Und genau das ist die Kerntätigkeit des Fahrdienstleiters: Er bestimmt durch Stellung der Weichen den Fahrweg eines Zuges. Die zu befahrenen Gleisabschnitte müssen frei von anderen Fahrzeugen sein. Dabei wird er von der Technik unterstützt. Stimmt was nicht, kann das Signal nicht auf Fahrt gelangen. Erst wenn alle Bedingungen erfüllt sind, wird das Signal "grün" und dem Lokführer signalisiert: Hier bist du sicher, hier bist du richtig!

Wenn alles glatt läuft, gibt der Fahrplan die Fahrwege vor. Doch schon eine kleine Verspätung oder Störung erfordert Umdenken. Hier wird die Tätigkeit des Fahrdienstleiters erst richtig spannend: Zusammen mit den Disponenten auf der Betriebszentrale muss er nun überlegen, welche Fahrmöglichkeiten es noch gibt und wo er die übrigen Züge unterbringen kann, um Verspätungen möglichst gar nicht entstehen zu lassen oder zumindest gering zu halten. Der Fahrdienstleiter ist der Dreh- und Angelpunkt für alles Betriebliche im Bahnhof. Möchte eines der zahlreichen Verkehrsunternehmen auf Anschluss warten, einen Zugtausch vornehmen, einen Zug umrangieren usw, geht das über den Tisch des Fahrdienstleiters, der die zusätzlichen Arbeiten mit dem übrigen Betrieb in Einklang bringt. Dabei steht der Fahrdienstleiter über Funk mit den Zugpersonalen in Verbindung.

2. Wie macht er das: Weichen und Signale stellen?

Natürlich ist auch die Bahn im elektronischen Zeitalter angekommen, und so funktioniert das wie so viele andere Dinge im EDV-unterstützten Leben: Mit Maus und Bildschirm. Ein Klick auf den Startpunkt, von dem man den Zug fahren lassen will, und ein Klick auf den Zielpunkt, und schon stellen sich die dazwischen liegenden Weichen in die richtige Lage. Wenn alles ordnungsgemäß eingestellt ist, gelangt das Signal für den Lokführer auf Fahrt.



Ja, die Bahn ist im elektronischen Zeitalter angekommen, aber noch nicht ganz ;-) Der oben geschilderte Arbeitsplatz wird mehr und mehr zum Standard, doch aktuell gibt es noch viele andere Techniken.

Sicherlich am weitesten verbreitet sind Spurplanstellwerke. Sie funktionieren im Prinzip wie der EDV-unterstützte Arbeitsplatz, doch statt des Bildschirms gibt es im Bedienraum des jeweiligen Stellwerkes einen "Stelltisch" oder eine Stellwand, auf denen der Gleisplan des Bahnhofs dargestellt ist. Statt Klick auf Start und Ziel werden auf dem Stelltisch Start- und Zieltasten bedient. Wer 60er Jahre Science Fiction Filme und die darin oft gezeigten Leitwarten mit vielen blinkenden Lichtern liebt, ist in der Kulisse eines Spurplanstellwerkes genau richtig aufgehoben!



Die Bahn kann aber auch "Museum". Ganz klar auf dem absteigenden Ast ist die Anzahl der mechanischen Stellwerke, in denen noch über Hebelkraft und Drahtzüge Weichen und Signale gestellt werden und in denen die geniale Technik unserer Großväter mit raffiniert angelegtem Gestänge und Rasten dafür sorgt, dass kein Signal auf Fahrt gelangt, das nicht auf einen gesicherten Fahrweg führt. Muss man erlebt haben, erfordert aber Beeilung!



Natürlich gibt es noch diverse Mischformen und Unterbauarten unter den Stellwerken. Und man kann sagen: Je musealer die Technik ist, desto kleiner ist der räumliche Zuständigkeitsbereich. Während in der "Mechanik" ein Stellwerk oft nur eine Ausfahrt eines Bahnhofs bedient, werden die EDV-gestützten Stellwerke zu riesigen Stellbereichen in Betriebszentralen zusammengefasst. Mehrere Fahrdienstleiter bedienen dort leicht mehrere hundert Kilometer an Strecken und Bahnhöfen.

3. Wann macht er das - Wie sind die Arbeitszeiten?

Die meisten Fahrdienstleiter arbeiten im Dreischichtbetrieb, weil der Bahnbetrieb zumeist rund um die Uhr läuft. Jeder Mitarbeiter durchläuft alle Schichten. Auch wenn die Ablösezeiten von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz variieren, kann man doch sagen, dass die Frühschicht vom frühen Morgen bis kurz nach Mittag, die Spätschicht dann bis zum Abend, gefolgt von der Nachtschicht bis zum nächsten Morgen geht. Ausnahme sind Fahrdienstleiterposten auf Strecken, auf denen der Verkehr nicht rund um die Uhr läuft; hier kann es zu langen Früh- und Spätschichten kommen - dafür entfällt die Nachtschicht.

Die Anzahl der Urlaubstage ist relativ hoch: 28 sind es am Anfang, weitere kommen je nach Anzahl der im Jahr geleisteten Nachtstunden hinzu. Außerdem ließen die letzten von der Bahnergewerkschaft EVG abgeschlossenen Tarifabschlüsse wählen: Gehaltserhöhung oder weitere sechs Urlaubstage.

4. Warum tut er das? - Wieviel verdient er denn?

Das kommt natürlich drauf an, wo er arbeitet. Die Einstiegsgehälter liegen grob zwischen 2500 und 3000 Euro im Monat, wobei hier Urlaubs- und Weihnachtsgeld schon anteilig eingerechnet sind. Hinzu kommen Schichtzulagen, die - natürlich abhängig von den geleisteten Schichten - zusätzlich um die 250 bis 300 Euro einbringen können. Bereits in der Ausbildung zahlt die DB sehr ansehnliche Ausbildungsvergütungen, die dem Niveau der endgültigen Bezahlung sehr nahe kommen. Außerdem gibt es viele soziale Leistungen, massig Ermäßigungen und natürlich die berühmten Fahrvergünstigungen - sechzehnmal im Jahr fast für lau ohne Zugbindung mit dem ICE kreuz und quer durchs Land jetten, das kann man mitnehmen! Nicht zu vergessen die Auslandsfreifahrten...

5. Wer darf das? - Und wie kommt man da hin?

Momentan gibt es zwei Wege, in den Beruf des Fahrdienstleiters einzusteigen. Mit abgeschlossener Berufsausbildung in einem x-beliebigen Beruf bietet DB Netz momentan eine Kurzausbildung zum Fahrdienstleiter an. Die dauert nur vier Monate. Ansonsten ist die reguläre Ausbildung die zum EiB, dem "Eisenbahner im Betriebsdienst Fachrichtung Fahrweg". Die dauert drei Jahre und steht allen Schulabsolventen ab mittlerer Reife offen. Momentan sucht die Bahn sehr intensiv Nachwuchs. Man kann davon ausgehen, dass beide "Ausbildungsschienen" immer wieder in allen Regionen des Landes angeboten werden.

Einzelheiten zu beginnenden Ausbildungen verrät die Bahn in ihrer Jobbörse - einfach dort mal nach den gewünschten Orten suchen: DB Jobsuche. Für Fragen an den Autor steht auch die unten verlinkte Poststelle zur Verfügung.

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